Dondorf-Druckerei Bockenheim muss bleiben!

Es ist ein Meilenstein auf der Route der Industriekultur Rhein-Main und eines der letzten Denkmäler der Industriegeschichte in Frankfurt-Bockenheim: Die 1890 erbaute Dondorf’sche Druckerei, die zudem auch ein Zeugnis der Stadt- und Sozialgeschichte ist. Jetzt soll die ehemalige Fabrik der jüdischen Unternehmerfamilie Dondorf abgerissen werden. Anlässlich der öffentlichen Informationsveranstaltung des Ortsbeirates (mit Besichtigung) zur Zukunft des historischen Gebäudes am Montag, den 24. April fordert die Initiative Dondorf-Druckerei ein Abrissmoratorium für das markante Backsteingebäude.

Aus Sicht der Initiative Dondorf-Druckerei ist es erfreulich, dass sich auch das Max-PlanckInstitut für empirische Ästhetik als neuer Eigentümer des historischen Industriebaus Gedanken über eine adäquate Form der Erinnerung an die Geschichte der Dondorf‘schen Druckerei in Frankfurt macht. Doch leider hat das Institut seine ursprünglichen, ambitionierten Pläne für eine nachhaltige Sanierung der alten Fabrik fallen lassen. Es ist zu dem Schluss gekommen, die Erhaltung des Gebäudes sei nicht in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen möglich. Es müsse abgerissen werden. Die Initiative Dondorf-Druckerei meint: Diese Entscheidung sollte – im Sinne eines städtischen Diskurses – dringend überdacht werden. Denn es gibt in Frankfurt keinen zweiten Ort, an dem die wechselvolle Industrie-, Sozial- und Stadtgeschichte, ebenso wie die spannende und traurige Geschichte einer bürgerschaftlich engagierten Familie – der jüdischen Unternehmerfamilie Dondorf – so plastisch erzählt und erinnert werden kann. Und es geht dabei auch um das Gedenken an die Verfolgung der Familie durch die Nazis. 1928 verkauft die Familie Dondorf das Grundstück und die Gebäude an die Uniondruckerei, die dort auf modernen Maschinen die SPD-Zeitung Volksstimme druckt. 1933 wird die Druckerei von bewaffneter SA besetzt, die neuen Eigentümer werden enteignet, geraten in ‚Schutzhaft‘ und verlieren in Konzentrationslagern ihr Leben. Auf den Maschinen wird jetzt das nationalsozialistische Volksblatt mit der Beilage Der Aufmarsch – Blatt der Hitler-Jugend gedruckt. Nach dem Krieg kehrt die Uniondruckerei zurück und es wird wieder die Volksstimme in der Druckerei hergestellt. Diese wird ab 1954 zur Stammdruckerei des DGB. 1959 findet ein Grundstückstausch mit der Universität statt. 1961 zieht das Institut für Kunstpädagogik in der Dondorf’schen Druckerei ein und im Herbst 2022 ist es eines der letzten Institute, das auf den Campus Westend umzieht. Heute ist das historische Druckereigebäude, gerade auch als Kontrast zur angrenzenden modernen Wohnarchitektur und im Zusammenspiel mit dem Bockenheimer Depot, ein Anziehungspunkt für junge Leute.

Dondorf’sche Druckerei – Denkmal ohne Denkmalschutz

Während die zeitgeschichtlichen Begebenheiten um die Druckerei und ihre Gründung weniger bekannt sind, ist der architektonische Wert des Gebäudes – auch über Frankfurt hinaus – offensichtlich: Es ist Teil der offiziellen Route der Industriekultur in der Region RheinMain. Auf dem markanten Schornstein sind noch heute die Spielkartenmotive der Frühzeit zu sehen. Dennoch hat das Landesdenkmalamt das Gebäude nach einer Prüfung im Jahr 2016 nicht unter Denkmalschutz gestellt. Denn der Bau trägt sichtbare Narben des hastigen Wiederaufbaus und der mangelnden Pflege während der universitären Nutzung der letzten Jahrzehnte. Aus Sicht der Initiative Dondorf-Druckerei sind dies aber keine hinreichenden Gründe für die Ablehnung des Denkmalschutzes. Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik hat dankenswerter Weise einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben, der die Erhaltung des alten Industriebaus und Einbeziehung in den Neubau vorsah. Der Siegerentwurf wurde auch deshalb preisgekrönt, weil er diese Aufgabe meisterlich löste. Trotzdem gibt es nun eine Abrissplanung. Aber wäre es nicht einige Überlegungen wert, die notwendigen Mittel aufzubringen und den historischen Bau, wie geplant, doch noch zu integrieren und so die wechselreiche, verworrene, traurige, aber doch auch wieder ermutigenden Geschichte des Gebäudes und der auf diese Weise lebendig gebliebenen jüdischen Familie Dondorf doch noch erzählen zu können?

Alte Fabrik erhalten – Startsignal für den Kulturcampus Bockenheim

Die Initiative Dondorf-Druckerei ist überzeugt: Es wäre ein gutes Startsignal für den Kulturcampus Bockenheim: Ein von Geschichtsbewusstsein getragener, attraktiver Bau des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik, den sich die Forschenden mit Freude aneignen würden. Eine Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum hat gerade darauf hingewiesen hat, dass ungeprüfte Abrisse unter Klimaschutzaspekten nicht mehr zeitgemäß sind. Die Architects for Future fordern ein Abriss-Moratorium, weil in den konventionellen Kostenberechnungen die Klimawirkungen und der Abfallaufwand nicht eingerechnet sind.

Es gibt also viele Argumente für die Erhaltung des historischen Gebäudes: Das betrifft die Stadt- und Industriegeschichte, ebenso wie das Gedenken an die jüdische Familie Dondorf. Diese Argumente müssen, ebenso wie ökologische Abwägungen für die Stadtgesellschaft diskutierbar sein, bevor eine endgültige Entscheidung fällt.

Deshalb unser dringender Appell:

Ein Abrissmoratorium für das historische Gebäude der Dondorf-Druckerei!

Für die Initiative Dondorf-Druckerei: Willi Breder, Konrad Götz, Cordula Kähler, Michael Ströder V. i. S. d. P. und Ansprechpartner für Anfragen: Willy Breder, Email: w.breder@posteo.de

Statement der Initiative Dondorf-Druckerei zur Zukunft des historischen Druckereigebäudes in Frankfurt-Bockenheim
anlässlich der Einladung zur Informationsveranstaltung des Ortsbeirates 2 zur Zukunft des Gebäudes der ehemaligen Druckerei B. Dondorf mit vorheriger Besichtigung am 24. April 2023.